Schlechtes Wetter? Auf keinen Fall. Das falsche Frühstück? Möglicherweise. Schlechte Vorbereitung? Mit Sicherheit. Vielleicht hätte ich am Tag zuvor lieber eine Extraportion Nudelsalat statt eines Extrasteaks vom Grill essen sollen. Es gibt aber sicher einige Gründe mehr, warum ich beim Halbmarathon in Steinberg meine Bestmarke nicht erreichte. Aber letztendlich kommt es ja auf den Spaß an der Sache an. Und drei Minuten Rückstand zu meiner persönlichen Bestzeit sehe ich bei diesem mal mit Absicht nicht so eng.

Als ich vor … wow, es ist fast drei Wochen her – den Bluterguss am Knöchel an der Knochenhaut diagnostiziert bekam, hatte ich gedanklich den Lauf abgehakt. Ich rechnete nicht damit, dass ich hier irgendwas zählbares mitnehmen kann. In den Wochen zwischen Ursache und Rennen konnte ich nur eingeschränkt laufen – gezieltes Training mache ich ja sowieso nicht. Der Umfang von nur drei Trainingsläufen mit knapp 35 km in Summe binnen 18 Tagen spricht für sich. Gerade die letzten beiden Läufe konnte ich nicht richtig beurteilen, da die Temperaturbedingungen außerhalb des gewöhnlichen Bereiches waren.

Der Steinberger Volkslauf war gut organisiert

Mit diesen Vorzeichen fuhr ich nach Dietzenbach zum Steinberger Volkslauf. Für mich war es das Debüt auf dieser Laufstrecke. Auf der Webseite war alles gut dokumentiert, eine Anmeldung war Online ebenfalls möglich. Vergangene Woche habe ich noch auf auf der Webseite gelesen, dass man am P+R an der S-Bahn oder am Rathaus parken solle, weil an der Schule keine Parkplätze sind. Vom P+R an der S-Bahn-Station Steinberg bis zur Schule, wo der Start und das Ziel liegen, musste ich gute zehn Minuten Fußweg zurück legen. Bei Google Maps sah das deutlich weniger aus. Es waren am Parkplatz sogar Leute vor Ort, die mir den Weg zum Lauf beschrieben. Sie hatten einen kleinen Flyer dabei mit einer Karte drauf. Der Weg zur Schule war aber gut ausgeschildert und ohne diesen Flyer zu finden.

Als ich an der Schule ankam, wurde mir klar, warum man dort nicht parken konnte: Der Start- und Zielbereich war auf dem Parkplatz der Schule und im Wohngebiet in der Umgebung gab es kaum noch freie Parkplätze. Da ich das Gefühl hatte ich wäre zu spät, bin ich direkt zur Startnummernausgabe. Hier gab es eine kleine Schlange und ich musste mich gedulden. Aber so ist das halt, wenn man erst eine halbe Stunde vor Start da ist. Dort ging es recht flott voran, so dass ich doch noch ausreichend Zeit hatte, mich in Ruhe umzuziehen.

Auf der Webseite vom SC Steinberg war beschrieben, wo man die Taschen während des Laufs sicher unterbringen konnte. Zumindest habe ich das in der vergangenen Woche dort gelesen. Am Abend vor dem Lauf habe ich noch einmal danach gesucht, aber nichts mehr gefunden. Vielleicht habe ich nicht intensiv genug nachgeschaut. Ich konnte meine Tasche an der „Wertsachenaufbewahrung“ abgeben. Normalerweise ist die ja nur für Kleinkram wie Schlüssel oder Portemonnaie gedacht. Meinen Rucksack – und die Rucksäcke und Taschen vieler anderer Läufer – haben sie trotzdem entgegen genommen und aufbewahrt.

Etwas interessantes habe ich während des „Aufwärmens“ beobachtet. Nachdem ich mich umgezogen und meinen Rucksack abgegeben hatte, blieben mir noch etwa zehn Minuten bis zum Start. Ich war nicht in der Stimmung, mich ordnungsgemäß aufzuwärmen oder warm zu laufen. Ich fürchtete, dass ich hierbei schon zu viel Energie verbräuchte, die ich lieber beim Lauf einsetzen wollte. Ich habe mich dennoch auf den Parkplatz im Startbereich begeben und ein Aufwärmen *simuliert*. Da habe ich dann zwei Läufer gesehen, die mit einer neonfarbenen Schnur an den Hangelenken regelrecht aneinander gebunden waren. Ich fragte mich natürlich, was das soll. Nachdem ich aber gesehen hatte, dass der eine von beiden einen recht merkwürdigen Blick hatte war mir klar warum. Er schien nämlich nicht mehr gut – wenn überhaupt noch irgend etwas – sehen zu können. Das fand ich ziemlich beeindruckend. Mir wäre bis dahin nie in den Sinn gekommen, dass jemand mit einer Sehbehinderung Laufsport betreibt.

Der Lauf – optimale Bedingungen

Der Steinberger Volkslauf ist ein reiner Waldlauf. Mal abgesehen von den 250 Metern zu Start und Ziel, wo es über den asphaltierten Parkplatz geht. Zum Glück hatte es in den Tagen zuvor nicht geregnet, so dass die Wege trocken und fest waren. Anderenfalls wäre der Lauf mit Sicherheit eine Schlammschlacht geworden. Für ein Rennen war das Wetter optimal. Die Sonne schien, der Himmel war klar und es war kein Regen in Sicht. Dass es im Laufe des Vormittags wärmer wurde störte nicht. Da die Laufstrecke ausschließlich im Wald verläuft, läuft man die ganze Zeit ganz gut im Schatten.

Die Starter wurden in zwei Startblöcke unterteilt: Es gab einen Startblock für Halbmarathonis, die schneller als 1:50 Stunden laufen wollten. Der zweite Block startete fünf Minuten später und war für LäuferInnen, die von vornherein wussten, dass sie langsamer als 1:50 sind. Da es parallel auch einen 10km-Lauf gibt, wird die Strecke in zwei Runden absolviert. Die 10km-LäuferInnen und HalbmarathonläuferInnen starteten gemeinsam.

Der Start und die ersten Kilometer verliefen wie üblich. Da ich wusste, dass mein Fitnesszustand mindestens fragwürdig für eine Bestzeit war, hatte ich mich extra weiter hinten in der Menge einsortiert. Bereits auf den ersten paar hundert Metern hatte ich jedoch viele LäuferInnen vor mir bei denen ich mich fragte: Wie wollen die das in diesem Tempo schaffen, den Halbmarathon unter 1:50 zu laufen? Und da die Laufstrecke im Wald um einiges enger wurde und nur noch etwa 1,50m bis 2m breit war, wurde das Gedränge entsprechend größer. Ich habe nach dem ersten Kilometer ein deutlich höheres Tempo eingelegt, um mich hier nicht ausbremsen zu lassen. Denn ich hatte hatte insgeheim die Hoffnung, den Halbmarathon in einer zumindest halbwegs passablen Zeit zu absolvieren.

Das spiegelt sich auch in meinen Rundenzeiten wider. Während ich mir den ersten Kilometer lang das treiben über mich ergehen ließ und fünf Minuten lang locker in der Menge trabte, habe ich für die folgenden nur noch 4:10 bis 4:35 Minuten gebraucht. Nach dem fünften Kilometer merkte ich, dass ich langsam einen Gang zurück schalten muss. Das gelang mir auch und ich konnte mein Wettkampftempo von etwa 4:42 min/km laufen. Nicht zuletzt weil ich die LäuferInnen, die langsamer als dieses Tempo liefen, hinter mir gelassen hatte.

Kurz überlegte ich, ob ich nicht nach der halben Strecke abbreche

Nach Kilometer 9 war ich dann aber dennoch ganz schön aus der Puste. Mein Pulsmesser war bis jetzt kaum spürbar unter die 190 Schläge pro Minute gesunken – und dem zollte ich jetzt Tribut. Kurz überlegte ich, ob ich nicht schon nach 10 Kilometern durch das Ziel laufen will. Die 10km-Marke überschritt ich nach 47 Minuten irgendwas. Wäre der Lauf hier zuende gewesen, wäre das eine neue Bestzeit für diese Distanz gewesen. Ich war mir nicht sicher, ob mein Lauf dann eine Wertung bekommt. Beim Darmstadt Marathon weiß ich, dass man nach der Hälfte – dem Halbmarathon – ins Ziel laufen kann. Die Halbmarathonzeit wird dann offiziell gewertet und ist „bestlistenfähig“, wie es so schön heisst. Aber hier in Steinberg? Ich glaube nicht, dass das geht. Also biss ich die Zähne zusammen und schleppte mich mehr schlecht als recht die zweite Runde durch den Wald.

Dementsprechend sehen auch meine Kilometerzeiten aus. Nach den 10 Kilometern habe ich notgedrungen eine kurze Gehpause eingelegt. Ich hatte zwar zu diesem Zeitpunkt nicht ganz eine Minute „Vorsprung“ zu meine Halbmarathonbestzeit erarbeitet – aber die habe ich bei diesem kleinen Päuschen direkt aufgebraucht. Ich hakte nun endgültig die Bestzeitambitionen ab und wollte den Halbmarathon nur noch zu ende laufen. Es fällt mir immer schwer, im Lauf den Rhythmus zu korrigieren. Je mehr Kilometer ich bei einem bestimmten Tempo bereits hinter mir habe, desto schwieriger ist es für mich das zu ändern. Eine Gehpause hilft dabei immer etwas. Aber eben nur etwas. Ich konnte das Tempo für die Kilometer 10 bis 13,5 zwar reduzieren – das war aber nicht genug. Deshalb habe ich dann kurz vor Kilometer 14 noch mal ein kleines Päuschen eingelegt. Und kurz nach Kilometer 14 noch einmal. Es war halt einfach nicht mein Tag.

Das Rennen will ich manierlich beenden

Die letzten sechseinhalb Kilometer musste ich gegen meinen inneren Schweinehund ganz schön ankämpfen. Er hatte mir die ganze Zeit schon im Ohr gelegen und versicherte mir, dass ich viel entspannter ins Ziel käme, wenn ich den Rest der Strecke einfach locker trabe. Sicher, ich wäre dann nicht sehr erschöpft und regelrecht entspannt angekommen – aber dafür laufe ich ja keinen Halbmarathon. Ich konnte dann noch ein Tempo finden, mit dem ich den Rest der Distanz reltativ gleichförmig zurück legen konnte, ohne zwischendurch einen Kreislaufkollaps zu befürchten. Nach dem sechzehnten Kilometer fühlte ich mich wieder besser. Gut genug sogar, um das Tempo wieder zu erhöhen. Ich dachte mir, ich könne ja mal probieren ob ich nicht doch noch gerade so meine Bestzeit zumindest in greifbarer Nähe habe. Als die Uhr dann einen Kilomter später anzeigte, ich hätte für diesen Kilometer 4:59 gebraucht, war ich aber regelrecht enttäuscht. Wenigstens zehn Sekunden schneller gewesen und ich wäre in diesem Tempo weiter gelaufen. Ein 5-Minuten-Kilometer war mir aber nicht gut genug für die damit verbundene Anstrengung. Am Ende hatte ich sogar noch genug Kraft, auf der Zielgeraden zu einem kleinen „Sprint“ anzusetzen. Diese Kraft hätte ich mal lieber vorher verbraucht.

Startnummer und Zeitergebnis von meinem Steinberger Volkslauf Halbmarathon 2014
Letztendlich lag ich doch nur 3 Minuten über meiner Halbmarathonbestzeit beim Steinberger Volkslauf 2014
Beim Zieleinlauf stellte ich fest, dass ich doch nur drei Minuten über meiner PBZ lag. Das hat mich gewundert, denn ich hatte mit einer Zeit knapp unter 1:50 gerechnet. Aber ich habe in der zweiten Runde auch ehrlich gesagt nicht mehr so sehr auf die Gesamtzeit geachtet.

In den Top 100 gelandet

Von allen 255 Finishern habe ich immerhin den 94. Platz erreicht. In meiner Altersklasse war ich sogar 11. Für den Mainlauf-Cup der Stadt Frankfurt habe ich damit wie auch in Seligenstadt 89 Punkte in die Wertung eingebracht. Noch ist die Wertung hier nicht eingetragen, aber ich schätze dass ich damit unter die Top-10 in meiner Altersklasse in der Gesamtwertung komme :)

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